Adolf Winkelmann

Die Ruhrgebietsfilme aus dem beeindruckenden OEuvre eines der wichtigsten deutschen Filmemacher

"Ich versuche nicht zu erklären, ich versuche den Zuschauer anzufassen und manchmal auch etwas zu schütteln." (Adolf Winkelmann) Zwischen Stahlwerken und Fördertürmen: Junge Arbeitslose klauen einen Möbeltransporter. Ein Bergmann durchwandert die Stollen. Samstag regiert König Fußball. Und ein Junge erlebt seine Kindheit im Ruhrgebiet der frühen 1960er-Jahre: Es ist die Zeit des Wirtschaftswunders. Das Ruhrgebiet sorgt mit Kohle und Stahl für den Fortschritt der gesamten Republik. Adolf Winkelmann (* 10.4.1946) zählt zu den bedeutendsten deutschen Filmemachern. Mit drei Jahren zog er mit seinen Eltern nach Dortmund, wo er, mit Ausnahme seiner Studienjahre 1965 bis 1968 an der Werkkunstschule Kassel, seither lebt. Ab 1960 drehte Winkelmann 8-mm-Filme, ab 1967 16-mm-Filme. 1967/68 nahm er am Experimentalfilmfestival in Knokke teil. Mit seiner damaligen Frau Jutta Winkelmann sowie deren Zwillingsschwester Gisela Getty und Gerhard Büttenbender gehörte er 1968 zu den Gründern des Kasseler Filmkollektivs. Anfang der 1970er-Jahre inszenierte und produzierte er Fernseh- und Dokumentarfilme. Sein vorwiegend mit jugendlichen Laiendarstellern besetztes Fernsehspiel "Schlechte Karten" (1977) handelt von arbeitslosen Maschinenschlosser-Lehrlingen, die in die Kleinkriminalität abrutschen. Sein Spielfilmdebüt wurde die Ruhrgebietskomödie "Die Abfahrer". Zusammen mit "Jede Menge Kohle" und "Nordkurve" gehört der Film zu Winkelmanns Ruhrgebietstrilogie. Bedeutende Werke entstanden fürs Fernsehen: Neben seinen stilbildenden Genrefilmen "Der Leibwächter" (1989) und "Der letzte Kurier" (1996) inszenierte Winkelmann so bewegende wie gesellschaftlich bedeutende Stoffe wie „Contergan“ (2006), „Engelchen flieg“ (2003) und dessen Fortsetzung „Das Leuchten der Sterne“ (2007) über eine Künstlerfamilie mit körperlich schwerstbehinderter Tochter. Mit "Junges Licht" kehrte Winkelmann noch einmal zum Kino zurück. Und zum Ruhrgebiet! Adolf Winkelmann: "Wir haben 180 Jahre lang im Ruhrgebiet die Kohle aus der Erde geholt, haben 300 Millionen Jahre alte Wälder ausgebuddelt und sie an die Oberfläche gebracht. Was haben wir damit gemacht? Wir haben Stahl für zwei Weltkriege produziert, wir haben das Wirtschaftswunder befeuert, haben einen satten Beitrag zur Zerstörung unseres Klimas geleistet. Das Land zwischen Emscher und Ruhr ist um bis zu 25 Meter abgesackt, die Flüsse müssen aufwärts fließen, damit sie den Rhein erreichen. 200 Millionen Euro im Jahr geben wir nur fürs Pumpen aus – für immer und ewig. Wir haben uns den Boden unter den Füßen weggezogen. Wenn wir heute aufhören zu pumpen, bekommen wir morgen nasse Füße, das giftige Grubenwasser kommt hoch, unsere Städte verwandeln sich in eine Seenplatte. Mit unserem 'kleinen' Ruhrgebiet und fünf Millionen Menschen haben wir also schon einmal vorgeführt, was passiert, wenn wir global weiter wie bisher agieren. Der Bergmann Waller Collien macht sich kaputt, bis er Staublunge kriegt. Wofür? Er will nicht die Umwelt zerstören, er will seine Familie ernähren. Wie kann ich solche komplizierten Zusammenhänge so einfach erzählen, dass ein Film wie 'Junges Licht' dabei herauskommt? Ich versuche nicht zu erklären, ich versuche den Zuschauer anzufassen und manchmal auch etwas zu schütteln."
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