Helena Třeštíková

Die tschechische Regisseurin, Dokumentaristin und Pädagogin ist die Königin der filmischen Langzeitdokumentation

Mehr als 50 Dokumentarfilme umfasst die Filmografie der renommierten, mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichneten tschechischen Regisseurin Helena Třeštíková. Seit Mitte der 1970er-Jahre schuf sie fürs Kino sowie fürs Fernsehen so unaufdringliche wie eindrückliche Porträts – oftmals Langzeitbeobachtungen – von Eheleuten, Persönlichkeiten der tschechischen Geschichte, immer wieder auch von gesellschaftlichen Außenseitern. In Třeštíkovás eindrucksvollem Werk geht es um menschliche Beziehungen, gesellschaftliche und politische Zeitenwenden, nicht zuletzt um die Möglichkeiten und Grenzen des Dokumentarischen. Třeštíkovás Beziehung zu den Protagonisten ihrer Filme ist geprägt von einer empathischen Haltung, unvoreingenommenen Offenheit und Neugier den Menschen gegenüber. Ihre Rolle ist die einer Zuhörerin und oft einer Vertrauten. Nie ist sie im Bild zu sehen, nur manchmal mit einer Nachfrage zu hören. Doch meist hört sie einfach zu, lässt Menschen von ihrem Leben erzählen, von Wünschen und Träumen, aber auch von zerstörten Hoffnungen und schwierigen Lebensumständen, wobei der Ausgangspunkt immer der subjektive Blickwinkel der Porträtierten ist. Die Nähe, die dabei entsteht, führt nicht selten zu einer auch schmerzhaften Zeugenschaft, wobei Třeštíková die Grenze zum Voyeurismus nie überschreitet. Filme von Helena Třeštíková wurden u.a. auf den Festivals in Karlovy Vary, Sevilla und Krakau ausgezeichnet. Für „René“ erhielt sie die „Goldene Taube“ des DOK Festivals Leipzig; darüber hinaus wurde der Film mit dem Europäischen Filmpreis 2008 ausgezeichnet. „Katka“ wurde mit einer Lobenden Erwähnung beim goEast Festival in Wiesbaden geehrt. 2021 ehrte das Münchner DOK.fest die Regisseurin mit einer acht Filme umfassenden Hommage. Im Jahr 2017 widmete ihr das arsenal in Berlin eine umfassende Werkschau.
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