Helga Reidemeister

Am 29. November 2021 starb in Berlin die Dokumentarfilm-Regisseurin Helga Reidemeister. Geboren 1940 in Halle / Saale, legte Reidemeister 1959 in Köln das Abitur ab und studierte ab 1961 in West-Berlin zunächst Malerei an der Hochschule für Bildende Künste. Von 1968 bis 1973 arbeitete sie als Sozialarbeiterin im Märkischen Viertel von West-Berlin. Dort traf sie Irene Rakowitz, Hauptprotagonistin in VON WEGEN "SCHICKSAL" - Reidemeisters Abschlussfilm an der Deutschen Film- und Fernsehakademie, wo sie 1973-78 studiert hatte. VON WEGEN "SCHICKSAL" erhielt den Deutschen Filmpreis in Gold für die beste Nachwuchsregie und gilt als Meilenstein des sozial engagierten Dokumentarfilms. Alle ihre Filme widmen sich Stoffen, die keineswegs leicht, aber von großer gesellschaftlicher Relevanz sind. Nach dem Mauerfall widmete sich Helga Reidemeister mehrfach dem Geschehen im ehemals sozialistischen Teil Europas. RODINA HEISST HEIMAT begleitete 1991 den Abzug der sowjetischen Truppen aus Ostdeutschland; anschließend entstanden zwei Filme im zerfallenen Jugoslawien. Zu diesem Teil ihres Schaffens gehört auch LICHTER AUS DEM HINTERGRUND, ein Porträt des Ostberliner Fotografen Robert Paris. Wie erlebt er, ein kritischer Geist im DDR-System, den Umbruch von einer Gesellschaftsform in die andere? Wie bewerktstelligt er es mitten im rasanten Wandel seiner Stadt, den Boden unter den Füßen nicht zu verlieren? Helga Reidemeister beschloss ihr filmisches Werk mit einer Trilogie über Afghanistan. Dazu gehört MEIN HERZ SIEHT DIE WELT SCHWARZ - EINE LIEBE IN KABUL von 2009. Der Film erzählt von der Liebe des Kriegsinvaliden Hossein und Shaima, seiner Freundin aus Kindheitstagen. Doch ihr Vater hat Shaima gegen ein hohes Brautgeld einem alten Mann als Nebenfrau gegeben. Reidemeister zeigt, wie sowohl streng patriarchale Traditionen als auch der schier endlose Krieg sowohl Frauen als auch Männer in Afghanistan zermürben. Doch Hossein und vor allem Shaima hoffen trotzig gegen das scheinbar Unvermeidliche an. "Wenn wir wenigstens ein Jahr zusammen hätten," sagt Shaima, "dann wäre es auch nicht schlimm, wenn wir sterben."
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